Peter Fulda: luminescent

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Leuchten eines Klangkörpers
Neues Werk von Peter Fulda für Cello, Klavier und Schlagzeug

Artikelnummer: EditionPF-3 Kategorie: Schlagwörter: , ,

Beschreibung

Das dritte Album der Edition mit aktuellen Werken des Jazz-Komponisten Peter Fulda spielt mit der Wandlungsfähigkeit eines ungewöhnlichen Klangkörpers. luminescent bringt die Musiker in zehn verschiedene musikalische Situationen und erzeugt so ein vielgestaltiges „Klangleuchten“.

Die Stimmungen der zehn Stücke sind fein aufeinander abgestimmt. luminescent nutzt eine große Bandbreite von Texturen zwischen akribischer Komposition und völlig freier Improvisation:

weite Melodiebögen und aufgerauhte Klangflächen, poetische Harmonik und freies Klangspiel bis zur Geräuschhaftigkeit ergänzen und durchdringen sich, entwickeln einen innigen Dialog zwischen vermeintlich weit voneinander entfernten Welten.

Der feine Gongklang schwärmender Glühwürmchen in einer Sommernacht…
…das Farbspiel windbewegter Birkenblätter…
…der bunt leuchtende Gestaltwandel von Tintenfischen…
…finsteres Verschlucktwerden…
…saphirenes Irrlichtern tief in der Erde…
immer wieder neue Facetten zwischen Körperlichkeit, Klang und Licht.

Elisabeth Coudoux – violoncello
Peter Fulda – piano
Bill Elgart – drums

Produziert von Beate Sampson
Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk
Aufgenommen am 3. und 4. Februar 2020 im Studio Franken des Bayerischen Rundfunks von Carsten Vollmer und Thomas Goetz
Gemastert von Christoph Stickel in Wien.
Veröffentlichungstermin: 16.11.2020

Das Cover zeigt einen von 71 Torsos aus der Installation HEIL der Künstlerin Eva Brenner.
Die Torsos sind aus Röntgenbildern geschneidert.
Foto: Walter Wladimir Schneider

Zur Musik

Als dezidierter Jazz-Komponist konzentriert sich Peter Fulda auf groß-formatige Arbeiten – seien es abendfüllende Programme, Konzeptalben, vielsätzige Suiten, Zyklen oder Songbooks. Immer geht es um eine jeweils spezifische musikalische Welt, die ihre Farbigkeit und Atmosphäre in der Summe ihrer Teile hervorbringt.

Fuldas Jazz-Ansatz ist ein eigener: es geht weder um das „Abliefern“ jazztraditioneller Konventionen noch um eine avantgardistische Attitüde. Wichtig ist vielmehr, mit jeder Komposition eine individuelle Gestimmtheit zu etablieren, die von improvisierenden Musikern mit der Dringlichkeit der eigenen Idee im Moment transportiert werden kann.

luminescent wurde im Dezember 2019 geschrieben und von Anfang an für Elisabeth Coudoux und Bill Elgart konzipiert. Die Stücke nutzen ein breites Spektrum von Texturen zwischen exakter Komposition, loser Absprache, gelenkter und völlig freier Improvisation.

Zum Ensemble

Bill Elgart und Peter Fulda spielen seit langem in verschiedenen Gruppierungen zusammen und pflegen dabei bewußt vielfältige Ansätze: frei improvisierend im Duo, spielerisch springend zwischen Standards, Eigenkompositionen und Improvisationen im traditionell besetzten Klaviertrio (mit Henning Sieverts am Kontrabass) und zur Realisierung ambitionierter Werke in größeren Ensembles.

Die so entstandene Vertrautheit mit der Kunst des jeweils anderen führt aber nicht zu bequemer Routine, sondern zu traumwandlerischem gegenseitigem Vertrauen beim Erforschen ungewöhnlicher Stimmungen und Ereignisse.

Elisabeth Coudoux stiess für die Aufnahme von luminescent neu dazu, weder Fulda noch Elgart hatten zuvor mit ihr gearbeitet – ihre ureigenen musikalischen Qualitäten machten aber Lust auf das Wagnis einer expliziten Erstbegegnung.

Zur Edition

luminescent ist nach Shrink und i am with you das dritte Album einer Edition, die jährlich aktuelle Werke von Peter Fulda veröffentlicht.

Das Design der Alben ist bewußt zurückhaltend, das Cover gehört ganz einem mit der Musik resonierenden Kunstwerk.

Die Alben sind physisch in Einzelhandel und Online-Shops erhältlich (Vertrieb Nova MD), sowie auszugsweise als Download und Stream.

Zu den einzelnen Stücken

1. Mammele (für Tadeusz Borowski)

Ein viertöniges Klangfeld und subtile Becken-Farben liegen als Aschen-Schnee hinter der eröffnenden Cello-Improvisation und dem brüchigen Thema – verwehen, wenn das Klaviersolo sich mehr und mehr nach innen wendet – und zerstäuben danach die Illusion von Trost mit kalten Klängen, verweigern eine Reprise des Themas.

Eine eigene Version des „Mädchens mit den Schwefelhölzern“.

2. Summer Night Gongs

Der Klang ausschwärmender Glühwürmchen – die verzaubert heitere Traumstimmung einer Sommernacht grundiert dieses Spiel mit Gamelan-Formen, Popsong und Klangimprovisation.

3. Peristaltics

Die selbständige Muskeltätigkeit von Hohlorganen (also Speiseröhre, Magen und so weiter) nennt man Peristaltik. Die Musik taucht in das Gefühl, verschluckt zu werden und hat – wenig überraschend – kein schönes Ende.

4. Fall of the Folds

Das Stück stellt sich in drei Traditionen:

1. die lange atmende Cello-Melodie vor kammermusikalischer Begleitung,

2. der aus nur wenigen Akkorden bestehende harmonische Vamp und

3. die simple Jazz-Form von Intro-Thema-Solo-Thema.

Analog der Königsdisziplin des Faltenwurfs in der gegenständlichen Malerei folgt das Stück strengen „handwerklichen“ Vorgaben und gestaltet mit ihnen dennoch ganz eigene Schattierungen.

5. Still Shimmering

ist das Ende eines zweiten Takes des folgenden Stückes Sepia Latimanus und umrahmt nun dessen Thema mit einer Idee davon, dass alles auch anders hätte kommen können.

6. Sepia Latimanus

Dieser Kopffüßer verfügt über Pigmentzellen, mit denen er bei der Jagd hypnotisierende Farbstreifen über seinen Körper gleiten lässt. Das Stück bietet Bill Elgart Raum für ein irisierendes Schlagzeugsolo.

7. Octopus Vulgaris

Das „heimliche Zentrum“ von luminescent: ein akribisch aus-gearbeitetes Thema – in sich selbst schon ein Panoptikum kleinster Variationen – löst sich auf in einem ersten, reliefartig von Themenfragmenten durchsetzten Improvisationsteil und mündet in ein völlig frei improvisiertes Davonschwimmen.

Die faszinierende Fähigkeit des Octopus Vulgaris zu Gestalt- und Farbwandel ist programmatischer Hintergrund des ganzen Albums.

8. Grotto Cruiser

Wie Peristaltics benutzt auch dieses Stück 5er- und 6er-Metren im Wechsel, erzählt jedoch nicht vom Verschlucktwerden, sondern von einem enthusiastischen Kobold mit lila Haaren, der auf einem smaragdbesetzten GoCart durch seine weitverzweigte Höhlenwelt düst.

9. The Wind that Shakes the Birch-Log

Verweht, durchbrochen bilden sich Gestalten, werden plötzlich signalhaft konkret und verschwimmen wieder – ein energisches Windspiel aus irischer Ballade, Basho-Haiku und Flageolett-Sylphen mit einem Hauch Spektralmusik.

10. Introduction

Eigentlich klar, dass das letzte Stück so heissen muss… immer wieder Anheben und sich dann doch verlieren… der Groove eines angeknacksten Uhrwerks in verwackeltem As-Dur öffnet den Vorhang für:

das Ende des Albums.

Peter Fulda

»Peter Fulda ist eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Jazzszene, … seine Kreativität übersteigt das rein Musikalische, verinnerlicht und verwebt zahlreiche Einflüsse in wahrhaft universellen Dimensionen. Er reflektiert nicht nur die Errungenschaften der Musik, speziell die seit Debussys Aufbruch in die Moderne, sondern schafft sich darüber hinaus teils intuitiv, teils konstruktiv eigene tonale Räume, spielt einen originären, unverwechselbaren Stil.«

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