Beschreibung
März 2021. Köln. Im Blitzlicht einer Kamera eingefangen: Späte Schneeflocken und drei Musiker, die wenige Augenblicke später und sobald die Wärme zurückgekehrt ist mit den Aufnahmen für ihr erstes und zugleich letztes gemeinsames Album in dieser Konstellation beginnen werden. Red And Blue Don’t Make Purple erscheint nunmehr etwa ein Jahr nach dem ersten Aufeinandertreffen von Saxophonist Christopher Kunz, Schlagzeuger Florian Fischer und Pianist Achim Kaufmann auf Label 11 und erzählt in neun Stücken vom gemeinsamen Aufnahmeprozess der Drei an zwei Tagen im LOFT Köln, die sich ohne konzeptionellen Überbau dem Musizieren hingaben, um individuell und als Ensemble auf Zeit eine musikalisch klare Aussage zu treffen. Red And Blue Don’t Make Purple lässt sich als Dokumentation einer Begegnung hören; als ein kurzzeitiges Innehalten und Aufeinander-Einlasen in der fortdauernden Bewegung dreier Musiker, welche laufenden Prozessen schlüssige Enden zu verschaffen wissen.
Kunz und Fischer lernten sich während des Studiums an der Hochschule für Musik in Nürnberg kennen. Ankerpunkt ihres aktuellen gemeinsamen Schaffens bildet das Duo-Projekt Die Unwucht, mit dem sie sich mit unüberhörbarer Lust am Spiel in freien Improvisationen zwischen Klang und Nicht-Klang, zwischen Ganzem und Einzelnem, zwischen An-und Auseinandernehmen mit Zuständen des Aus-dem-Gleichgewicht-Seins spielen, um letztlich in einen gleichberechtigten Dialog zu finden. Hören ließ sich das zuletzt auf ihrem im Juni 2021 bei HatHut Records veröffentlichten Debütalbum, auf welchem die beiden mit bedingungsloser Offenheit für den Moment ihre eigene Gestaltungskraft ausloten.
Beiden Musikern ist daran gelegen, sich mit und in ihrem Projekt Die Unwucht auszuprobieren und nicht der Stagnation anheimzufallen. Vor diesem Hintergrund war die Öffnung des Duos für ein Trio-Projekt der folgerichtige nächste Schritt in der gemeinsamen Entwicklung. In dem für sein nuancenreiches und detailverliebtes Spiel bereits vielfach ausgezeichneten Pianisten Achim Kaufmann haben Fischer und Kunz für ihr Vorhaben den passenden Spieler gefunden. Christopher Kunz spricht von einer „ästhetischen Anfrage“, wenn er von der Entscheidung für die Kontaktaufnahme mit dem 1962 geborenen Pianisten spricht. Seit etwa drei Jahren beschäftigt er sich tiefergehend mit Kaufmanns Schaffen, erlebte ihn unter anderem mit seinem Projekt GRÜNEN, zu dem neben ihm selbst Robert Landfermann am Bass und Schlagzeuger Christian Lillinger zählen, live und resümiert rückblickend: „Ich bin einfach ein Riesenfan!“. Überdruss könne bei der Vielheit an Harmonien und Melodien, mit denen Kaufmann spielt, nicht einkehren und Fan zu bleiben sei so ein Leichtes, da er sich schlicht nicht „satthören“ und stets Neues entdecken könne. Kaufmann zeigte sich rasch interessiert an der experimentierfreudigen Haltung und Arbeit der beiden Anfang der 90er-Jahre geborenen Musiker und so konnte der Plan 2021, zu dritt eine Reihe von Konzerten zu spielen und ein Album einzuspielen Form annehmen.
Pianist Achim Kaufmann lebt in Berlin. Den 1962 geborenen führte es nach seinem Studium in Köln und prägenden Momenten mit u. a. Dave Holland, Steve Coleman, Muhal Richard Abrams, George Lewis und Steve Lacyist für einige Jahre nach Amsterdam, wo er Teil der hochkarätigen Improvisationsszene der Stadt war. Er ist Träger des SWR Jazzpreises und des Albert- Mangelsdorff-Preises. Seit 2018 ist Kaufmann Professor für Jazzklavier an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Zu seinen Projekten gehört das Trio Grünen und Kaufmann/ Gratkowski/de Joode. Der Pianist arbeite bereits mit einer Vielzahl renommierter nationaler und internationaler Musiker*innen wie beispielsweise Jim Black, Tomasz Stańko, Steve Swallow, Peggy Lee, Hans Burgener oder Lina Allemano zusammen. Jüngste Veröffentlichungen seiner Projekte erschienen teilweise auf seinem eigenen Label Trokaan.
Gegenwärtiger Schaffensschwerpunkt des Saxofonisten Christopher Kunz ist die Auseinandersetzung mit genreübergreifender Musik und interdisziplinären Projekten. Beispielhaft hierfür sind die mit dem Bruno-Rother-Jazzpreis ausgezeichneten Trios G.I.G.E.R. und Flut. Kunz studierte zunächst an der HfM Nürnberg bei Steffen Schorn, Klaus Graf, Hubert Winter und Stefan Karl Schmid, anschließend im Master und gefördert durch das Deutschlandstipendium an der HMT Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig bei u.a. Johannes Enders und Michael Wollny. Ebenfalls in Leipzig wurde Kunz 2020 mit der Band Perplexities on Mars mit dem Jazznachwuchspreis der Stadt Leipzig ausgezeichnet. Mit diversen Projekten war er bereits auf nationalen wie internationalen Festivals wie dem NUE Jazz Festival Nürnberg, Peronas Jazz Festival Vilnius, Jazzfestival Burghausen, Emsdettener Jazztage und der Jazzrally Düsseldorf vertreten.
Das aktuelle Schaffen des 1993 geborenen Schlagzeugers Florian Fischer bewegt sich im Spannungsfeld zwischen traditionellem Jazz, Theatermusik, Performance und Freejazz. Er studierte an der HfM Nürnberg bei u.a. Hans Günter Brodmann, Matthias Rosenbauer und Johannes Nied. 2017 erhielt er das Deutschlandstipendium und wurde mit dem Bruno-Rother- Jazzpreis ausgezeichnet. Seit 2019 studiert er am Jazz Institut Berlin bei Heinrich Köbberling. Als Sideman, Bandleader und Workshop-Dozent ist Fischer national und international tätig. Zudem erhält er regelmäßig Engagements in deutschen Theaterhäusern. Konzerte spielte er unter anderem bereits mit Roger Hanschel, Steffen Schorn, Jürgen Neudert, Bernhard Pichl, Klaus Graf und Thilo Wolf. Unterricht erhielt er zudem bei Ted Poor, Knut Alefjaer, Sullivan Fortner, Billy Hart, Oliver Steidle und Jean Paul Höchstädter.
Aufgenommen bei Christian Heck im Loft Köln am 22. und 23. März 2021 Abgemischt bei Christian Heck im Tonart Studio
Mastering bei Klaus Sebastian Klose
Foto: Lukas Diller
Cover Artwork: Mirjam Fee Barsties